Muang Khua – nahe am Ende der Welt

Pünktlich um 12:30 legte das Boot am Anleger in Muang Gnoy ab – pickepacke voll, flussaufwärts, in rund 5 Stunden sollten wir in Muang Khua ankommen.

Der erste (erwartete) Zwischenstopp nach gut einer Stunde. Die Chinesen bauen hier einen Staudamm, um den Ou zu regulieren und um elektrischen Strom zu erzeugen.

Eine Brücke über den Ou ist bereits fertiggestellt, der Staudamm befindet sich noch im Bau

Für die Schifffahrt und die Fischer ist dieses Projekt ein großes Problem. Für uns Touristen bedeutet es aussteigen, auf ein TukTuk warten, eine kurze aber abenteuerliche Fahrt über die Baustelle zur anderen Seite des Dammes, warten darauf, dass das andere Boot abfahrtbereit gemacht wird, Rucksäcke verladen, einsteigen, weiterfahren nach ca. einer Stunde.

ein Selfie, weil ich mich getraut habe, die betrunkenen, grölenden chinesischen Bauarbeiter direkt zu fotografieren

Leider wirds auf dem Boot, das uns hinter dem Staudamm zur Verfügung gestellt wird, noch ungemütlicher, weil zwei Mönche dazugekommen sind. Man sitzt von allen Seiten eingekeilt auf einer schmalen, harten Holzbank. Darüber hinaus spüre ich beim Anlehnen eine schmale Holzleiste vom Bootsaufbau in meinem Rücken. Um seine Sitzposition in gewissen Anständen zu verändern, muss man sich jedesmal mit seinem Gegenüber und den beiden Sitznachbarn verständigen, damit man niemandem weh tut oder peinlich berührt.

Nach einer knappen Stunde hält das Boot bei einigen Hütten an und der junge Mann, der sich bei einem Motorradunfall den rechten Unterschenkel gebrochen hat und dessen Mutter gehen von Bord (wenn ich mir vorstelle, was der junge Mann mit seiner Verletzung – er trug nur einen engen Verband – auf dem engen Boot ertragen musste, wird mir ganz schlecht).

Kurz darauf wieder eine Unterbrechung. Vermutlich ist der Skipper in seinem Heimatdorf angekommen. Jedenfalls müssen wir und unser Gepäck noch einmal das Boot wechseln. Dieses Mal zu unseren Gunsten: es ist ein wenig größer und dadurch etwas bequemer. Ganz entspannt wird die Situation an Bord kurze Zeit später:

die beiden Mönche habe ihr Fahrtziel erreicht
und gehen von Bord
Jetzt kann man sich wieder bewegen
um beispielsweise die malerische Landschaft zu genießen
nach genau 5 Stunden Fahrt kommen wir in Mung Khua an. Ein wenig denke ich an einen Ort in den Cinque Terre

Das Guesthouse, das mir von Reisenden empfohlen wurde, ist wunderbar ausgestattet. Für umgerechnet 10.- € habe ich ein gutes Zimmer: geräumig, mit Fenster, sauber, mit Bettbezug, Schrank, Ablagemöglichkeiten, Aufhänger, es gibt mehrere Steckdosen (zum Aufladen diverser Akkus nötig) und sogar einen Lichtschalter am Bett – um mal aufzuzählen, welche Kleinigkeiten nicht selbstverständlich sind in südostasiatischen Guesthouses. Dass das gesamte Badezimmer nach jeder Dusche klitschenass ist, weil es keine Duschabtrennung gibt, ist halt Standard.

Das Städtchen selber ist ein typischer Zwischenstopp für Touristen, die von Laos in den Norden Vietnams (oder umgekehrt) wollen. Nur die Menschen, die unmittelbar mit den paar Touristen in Berührung kommen (Guesthousebesitzer, TukTukFahrer, Restaurantbesitzer) verstehen ein paar Brocken Englisch. Menschen ethnischer Minderheiten trifft man einige in der Stadt. Man erkennt sie an ihrer teils sehr ärmlichen, teils sehr bunten Bekleidung. Viele von ihnen konsumieren bestimmte Früchte, was man daran erkennt, dass beim Ausspucken (was hier ganz normal ist!) ihre Spucke rot gefärbt ist.
Es gibt einen Mountainbikeverleih, jedoch öffnet der heute nicht und ist auch telefonisch nicht erreichbar, so dass ich einen Ruhetag einlegen muss/kann, denn andere Eigenaktivitäten (geführte Touren zu Minority Dörfern gibt es zuhauf) sind nicht möglich.

So beschränkt sich mein Aufenthalt hier auf eine Exkursion ins Städtchen gestern Abend und heute Morgen.

im Tempel wird ein Vollmondfest gefeiert
bei der örtlichen Krabbelgruppe
wird der komisch aussehende Mensch begutachtet
sie bleibt noch bei der stolzen Mama
sie turnt auf der Hängebrücke herum und beobachtet die Jungen, die unten im Fluss toben (Nichtschwimmer!)
die Stabilität reicht nur für Fußgänger
er würde die Brücke nicht brauchen
sein Gesang hat mich fasziniert
wir kommen in die Obst- und Gemüseabteilung
ein Markt wie jeder andere hier?
nicht ganz. Diese Früchte sind mir vollkommen neu. Sie sind tiefblau, haben Form und Größe einer Kirschtomate, werden geschält, enthalten eine dicken, runden Stein und das bisschen Fruchtfleisch schmeckt muffig – also nichts für mich
noch viel weniger sagt mir dieses Marktangebot zu (gibt es auch in gegrillter Form)
nebenan werden einem gerade geschlachteten Schwein mit einem Bunsenbrenner die Borsten abgeflämmt
nach der Umlagerung sehe ich auch, wie es zu Tode gekommen ist
morgen früh werde ich nicht diesen Anleger wählen zur Weiterreise, sondern werde mich mit einem TukTuk zum Busbahnhof (3 km außerhalb) bringen lassen und dort in den Bus nach Oudomsay steigen

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