El Castillo

El Castillo heißt so, weil es seit dem 16. Jhdt als Festung am Rio San Juan existiert (die Ruine wird wiederaufgebaut). Der Rio San Juan hatte schon damals eine bedeutende Rolle, weil über ihn die Karibische See und damit der Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbunden ist. Diese Verbindung der beiden Weltmeere haben sich im 16. Jhdt bereits die Spanischen und Britischen Kolonialisten zunutze gemacht, um die in den Kolonien erbeuteten Reichtümer in die Heimat zu bringen, in deren Folge die Piraten der Karibik ihrerseits versuchten, den Ausbeutern ihre Schätze abzujagen. Um sich gegen die Überfälle der Piraten zu schützen, wurde von den Spaniern hier ein Festung errichtet – an einer Stelle, an der der Rio San Juan wegen zahlreicher Stromschnellen alle Schiffe zum Langsamfahren in eine schmale Fahrtrinne zwingt.
Heute ist der Ort ein buntes, lebendiges, kleines Dorf, das nach wie vor nur über den Fluss zu erreichen ist – folglich gibt es keine Autos oder Motorräder hier. Es gibt viele Fahrräder und Pferde zur Fortbewegung, aber das Hauptverkehrsmittel ist das Boot.


Mein Schnellboot benötigt rund zweieinhalb Stunden von San Carlos hierher. Die Fahrt ist 90 Minuten lang sehr unbequem. Die Sitze sind sehr schmal, alle Passagiere (ich bin der einzige Hellhäutige an Bord) müssen pro forma vollkommen abgerockte Schwimmwesten tragen, mein Sitznachbar macht sich mit seiner Tasche zwischen seinen Beinen sehr breit, so dass mein großer Rucksack vor meinen Beinen eingequetscht halb im Gang steht und mein Daypack auf meinem Schoß – null Bewegungsmöglichkeiten.

Unterwegs hält das Boot mehrmals, um Passagiere mit ihrem Gepäck ein- bzw. aussteigen zu lassen. An einer Stelle steigen so viele Menschen hinzu, dass nun auch der schmale Mittelgang von Stehenden besetzt ist.

In dem kleinen Ort Baco de Sabalos steigen dann aber drei Viertel der Passagiere aus, so dass die letzte Stunde eine richtig schöne Bootspartie wird.

Es ist wie im Traum hier: lebendiges Treiben am Anleger und auf dem schmalen Gässchen durchs Dorf. Einige Hostals (diesmal ziehe ich mit meiner Auswahl Universal Guesthouse das große Los), einige Restaurants bzw. Sodas (einfache Küche) und Pulparias (Tante Emma Läden) und lauter freundliche und fröhliche Gesichter.


Ich schlafe über dem Fluss (das Haus steht – wie fast alle hier – auf Stelzen), gehe zum Frühstück auf die eine Flussterrasse, zum Safttrinken (heute zum ersten mal Guanabana zu deutsch Sauersack. Einfach köstlich – kein bisschen sauer. In Europa nicht bekannt, weil die Frucht nicht transportiert werden kann) und Lesen auf eine andere und zum Abendessen wieder auf eine andere Terrasse mit Flussblick.

An das Dorf am Fluss schließt sich ein Indio Reservat an (Maiz Indios), das ich heute erkundet habe. Möbelbauer, fröhliche Kinder, Baseballspiel, Häuser auf Stelzen (unten Platz für Vieh und Geräte, oben Schlafraum) immer mit Wäsche zum Trocknen davor.

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