Radtour zum Sri Lanna Nationalpark

Als ich heute nach einem fantastischen Frühstück …

… zum Nationalpark aufbreche, ist der Himmel noch bewölkt, Morgendunst liegt über der Landschaft und die Temperaturen liegen knapp über 20°C.

Nicht umsonst hat mein China-City-Kinder-Fahrrad eine Kettenschaltung, bei der zumindest 3 Gänge funktionieren: auf den gut 40 Kilometern heute mache ich knapp 500 Höhenmeter platt – einige Steigungen sind so knackig, dass ich trotz Gangschaltung das Rad schieben muss.
Der Hauptgeländerücken, den ich auf einer zweispurigen Schnellstraße überqueren muss, ist richtig ätzend: zu der Steigung, die sich auf beiden Seiten des höchsten Punktes auf ca. 2 Kilometer Länge ausdehnt, kommt die Enge der Straße. Je größer das vorbeidonnernde Auto, desto weniger Platz für mich. Bestimmt haben 95% der Autofahrer, die heute an mit vorbeifahren, noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Selbst wenn die entgegenkommende Spur frei ist, wird kaum ein halber Meter ausgewichen – mit ausgestreckter Hand könnte ich massenhaft Außenspiegel schreddern.
Sobald ich von dieser Straße weg bin, kann ich wieder traumhafte Szenerien, Landschaften und herzliche Begegnungen genießen.

Zum Glück ist der Weg das Ziel, denn der mir von Kanyaporn empfohlene Nationalpark verliert schnell seinen Reiz für mich: er grenzt zwar an einem idyllischen Stausee, aber ich habe mich im Vorfeld auf eine kleine Dschungelwanderung gefreut. Stattdessen führt tatsächlich ein asphaltiertes Sträßchen durch den Wald. Da kommt kein Dschungelfeeling auf.

Die Longan Frucht Bäume, deren Äste abgestützt werden, tragen noch nicht, Bananenstauden wachsen und tragen dagegen immer und überall und Ma – so hat sie sich mir lachend vorgestellt – bündelt Roggen. Ihre Männer holen das gebündelte Getreide ab und dreschen es, indem sie die Bündel so lange auf den Boden schlagen, bis die Körner herausgefallen sind.

Auf dem Rückweg gerate ich durch Zufall in die Einäscherungszeremonie eines Verstorbenen.
Die vielen Fährräder, Mopeds und Autos am Straßenrand machen mich neugierig. Ich fahre vielleicht 50 Meter in den Wald hinein, wo ich viele Menschen wahrnehme und bin unschlüssig, ob es sich um eine Hochzeit oder eine Beerdigung handelt. Von der Atmosphäre her ist beides denkbar. Es sind Stühle aufgereiht, auf denen Menschen sitzen, andere stehen in Grüppchen zusammen am Getränkestand. Sofort bin ich von einer Traube Kinder umgeben – das übliche Spielchen (What`s your name? How old are you? … Die Älteste übersetzt immer bzw. gibt Anweisungen, was zu sagen ist – großes Gekicher und Gegibbele), aber von ihnen bekomme ich keinen Hinweis auf das, was hier los ist.

Aber von Mae. Sie kommt auf mich zu, schenkt mir einen Becher O-saft, erklärt mir, dass hier eine Leichnamsverbrennung stattfindet und dass ich ruhig fotografieren kann.

Die ganze Zeit über herrscht durchaus ausgelasse Stimmung. Plötzlich gibt ein Mann ein Zeichen – alles verstummt und erhebt sich – und auf einmal – wie bei uns zu Sylvester – gibt es zwei-, dreimal hintereinander einen ohrenbetäubenden Knall und gleichzeitig wird feuerwerksraketengleich der aufgebahrte Sarg entzündet.

Das Feuer brennt noch lichterloh als die Menschen – ich habe niemanden trauern oder gar weinen sehen – das Krematorium verlassen. Mondi bittet mich, mich noch mal zu setzen. Ohne ein Wort Englisch macht er mir klar, dass er Christ ist – oder so ähnlich.

Morgen ist Ruhetag. Zwei Stunden Thaimassage beim Blind Man (“He`s a big, fat man but his hands are very sensitive”) sind gebucht.

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