Hoi An – Abschied

Nach knapp vier Wochen nehme ich nun Abschied von Vietnam. Der Einstieg in Ho Chi Minh City war brutal: der Riesenmoloch mit Lärm und Hektik rund um die Uhr, und ich aufgrund des schlechten Homestays (kein Fenster, nichts zum Sitzen) ohne Rückzugsmöglichkeit – das war eine echte Herausforderung für mich!

Die zwei Tage dann im Mekong-Delta hätte ich wahrscheinlich mehr genießen können, wenn ich entspannter gewesen wäre. Aber eine Boots- und eine Radtour durch die Mangrovenwälder waren auch genug.

Die fünf Tage an der Südostküste in Phan Thiet habe ich gut nutzen können, um mich zu erholen.

Alle drei Orte bis dahin hatten eins gemeinsam: eine Wahnsinnshitze! Früh aufstehen (6 Uhr), um die moderaten Morgentemperaturen zu nutzen, eine lange Mittagspause (bei 35 ° und mehr zwischen 11:00 und 15:00 Uhr), die eine angenehme Stunde von 17:00 bis zur Dunkelheit gegen 18:00 Uhr genießen, lecker essen gehen, Bier trinken, Blog schreiben, Serie auf Amazon gucken, lesen, schlafen mit lautstarker Unterstützung durch die Klimaanlage – so der Tagesablauf im Groben.

Es war eine gute Entscheidung nach Da Lat in die Berge zu fahren. Morgens und abends mit Fleecejacke, tagsüber Tshirt – der ganze Tag kann für Aktivitäten genutzt werden. Dazu eine traumhafte Unterkunft, es war sehr, sehr schön.

Am meisten freue ich mich, dass ich mich trotz großer Bedenken für die fünftägige Motoradtour mit Easyrider Lanh von Da Lat über Dak Lak, Buon Ma Thuoz, Kon Tum und Kham Duc nach Hoi An entschieden habe. Auf dieser Tour durch die Central Highlands habe ich wahnsinnig viel gesehen und erfahren und habe mich bei Lanh bestens aufgehoben gefühlt.

Die letzte Woche hier in Hoi An habe ich dann zu meiner großen Zufriedenheit wieder sehr gut selbst organisiert. Bei durchwachsenem Wetter habe ich jeden Tag ausgiebige Exkursionen im Umland von Hoi An mit dem Rad gemacht und abends die tolle Altstadt genossen. Eine organisierte StreetFoodTour stand auch auf dem Programm.

mit Christine, einer Australierin, war ich unterwegs
unsere beiden Guides

Ein paar ungeordnete Gedanken und Eindrücke


  • Der Vietnamese hat es gerne laut! Verkehrslärm rund um die Uhr. Es wird permanent gehupt, um auf sich aufmerksam zu machen. Ernst genommen wird Hupen erst, wenn es von vierrädrigen Fahrzeugen herrührt.
  • Entsprechend laut kommuniziert man. Oft habe ich geglaubt, man streite sich und stünde unmittelbar vor der körperlichen Auseinandersetzung. Weit gefehlt! Es hört sich für meine Ohren nur so an, in Echt sitzt oder steht man gerne beieinander und isst und trinkt und unterhält sich laut.
  • Der Verkehr ist streng hierachisch geordnet. Je größer das Fahrzeug, desto mehr Rechte. Ein Bus oder ein LKW fährt ohne zu zögern rückwärts aus einer Einfahrt raus oder weicht zum Überholen auf die Gegenspur aus, wenn nur Zweiräder entgegen kommen.
  • Im Straßenverkehr ist alles erlaubt, bzw. man muss mit allem rechnen. So wird grundsätzlich – auch von langsamen Fahrzeugen – weg vom Rand in der Straßenmitte gefahren, weil von überall (aus den Seitenstraßen, den Einfahrten, dem “Bürger”steig) Fahrzeuge ohne Anzuhalten auf die Straße fahren – und zwar in beliebige Richtung.
  • Bürgersteige müssen eigentlich Mopedsteige heißen, weil sie in erster Linie zum Parken von Mopeds/Rollern/Motorrädern da sind.
  • Der Vietnamese geht nicht zu Fuß, er fährt mit dem Zweirad, auch auf dem “Bürger”steig, auf dem Markt, am Strand, einfach überall, auf jeder Seite in jede Richtung.
  • Dafür fährt er meist langsam, vor- und umsichtig, rücksichtsvoll.
  • Der Vietnamese liebt es, mit ohrenbetäubender elektronischer Verstärkung Karaoke zu singen.
  • Er macht auch gerne Feuer, um Überflüssiges zu entsorgen. Im ländlichen Bereich qualmt hier und da ein Laub- bzw. Müllhaufen am Straßenrand oder im Garten, in der Stadt macht man solche Feuer in Metallkübeln, die man an den Straßenrand stellt.
  • Die Menschen sind ungeheuer fleißig. Es wird überall gebaut, renoviert, gearbeitet.
  • Sie sind sehr, sehr freundlich und offen (je weiter weg von Touristenzentren, desto herzlicher).
  • Korruption (auch beim Staatsapparat) ist in Gesprächen oft Thema.
  • Angst und Ohnmacht (und auch deutliche Abneigung) dem allmächtigen, dominanten China gegenüber ist ständig Thema.

Zum Abschluss noch ein paar Leichen, die ich heute Morgen auf dem local market gefunden habe

Das sind doch die Schlanken vom Strand neulich …

Ist das nicht eklig??? Aber auch witzig, oder?

Die Verkäuferin hat den Kopf des hinteren Gockels medienwirksam aufrichten wollen, als sie mein Interesse spürte

Mit Leichen will ich Vietnam aber nicht verabschieden!

Sie hatte ihr Badetuch heute morgen vergessen

Nächste Woche ist vietnamesisches Neujahrsfest. Solche Mandarinenbäumchen werden als Glücksbringer vors Haus gestellt. Sie stehen zu Hunderten zum Verkauf am Straßenrand bzw. in den Gärtnereien

Mit Obst und Gemüse mache ich Schluss

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