Wie im falschen Film – Ballermann in der Sardinenbüchse statt romantischer Slowboat Tour den Mekong runter

Der Titel bezieht sich auf den ersten Teil der Tour – von Houay Xai bis Pak Beng. Unser Boot legt eine Srunde später ab als geplant, weil immer wieder grüppchenweise Backpacker verspätet zum Boot kommen, das schon lange überladen ist. Es werden für die Spätkommer Sitzbänke von anderen Booten herangeschleppt (was Zeit kostet), Bastdecken auf dem Holzboden ausgelegt, darauf dann die Wackelsitzbände aufgereiht. Dann wird alles wieder abgebaut, weil das zusätzliche Gepäck unter Deck verstaut werden muss. Die Luke zu diesem Notgepäckraum befindet sich unter den gerade unter großer Mühe aufgebauten Notsitzen. Also abbauen, Gepäck unter Deck verstauen, Sitze wieder aufbauen.
Gegen 10:30h (statt wie geplant 9:30h) wird dann unter Applaus der Passagiere endlich abgelegt. Es ist wahnsinnig eng (die Zweier- und Dreierbänke stehen ähnlich dicht hintereinander wie die Stitze bei RyanAir) und unbequem. Es ist kühl und die Stimmung verhalten – aber nur kurz: Um unsere Sitzbank herum fließt Beerlao in Strömen und es findet alsbald eine Verbrüderung einer niederländischen Fraktion mit einer usamerikanischen statt. Ein schweizer Pärchen gibt die Neutralität auf und schließt sich der feuchtfröhlichen Gruppe an. Jeder der inzwischen zwölfköpfigen Runde gibt lautstark seine Erfahrungen in Südostasien und seine Haltung zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen in den bereisten oder noch zu bereisenden Ländern zum Besten. Weil viele gleichzeitig reden, versucht jeder einzelne durch Anheben seiner Stimme bzw. durch ständiges Wiederholen vermeintlich wichtiger Phrasen Zuhörer zu gewinnen. Einzig beim Grölen von Saufliedern, dem Anstoßen der Beerlao-Flaschen und dem darauf folgenden Trinken läuft die Gruppe einigermaßen synchron.
An Flucht oder Ausweichen ist aufgrund der Enge auf dem Boot nicht zu denken, sodass ich – obwohl ich von Vornherein weiß, wie sinnlos dieses Unterfangen ist – einmal den Versuch unternehme, um Rücksicht und etwas Ruhe zu bitten. Ich werde mit ironischen bis boshaften Kommentaren belegt und man fühlt sich gemüßigt, mir die Absurdität meines Anliegens vor Augen – besser: zu Ohren – zu führen, indem man noch eine Schüppe drauflegt.
Die Sonne geht schon unter als wir Pak Beng erreichen. Natürlich ist das gebuchte Zimmer winzig, siffig, hellhörig, … und bietet zusammen mit den Gedanken an den folgenden, zweiten Horrortag den krönenden Abschluss eines gebrauchten Tages.
Die Bilder vom Boot stammen allesamt aus der Phase vor dem Ablegen.


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