Sankt Pauli

Für meinen Sonntagsspaziergang entlässt die S3 mich an der Stadthausbrücke.

Mein erstes Ziel ist das Gängeviertel, wo heute ein Flohmarkt stattfindet. Es handelt sich um ein gemischtes Wohn- und Gewerbeviertel aus dem späten 19. Jahrhundert, in dem vor allem junge Leute leben. Miteinander und nachhaltig sind offensichtlich zwei Schwerpunkte. Es gibt keinen Kommerz, aber viel Kulturangebote im Viertel.

Durch Planten und Blomen spazierend zieht mich das Millerntorstadion mit seinen Fangesängen magisch an.
Jetzt gerade mit dem 3:1 Sieg gegen den bereits abgestiegenen VFL Osnabrück macht der 1. FC St. Pauli seinen Aufstieg in die Bundesliga klar.
In den paar Minuten, in denen ich um das Stadion schlendere und die Fans vor dem Stadion beobachte, fällt das 2:0 und wenig später das 3:0. Die Stimmung ist gigantisch.
In unmittelbarer Nähe des Stadions befindet sich der Bunker Feldstraße. Dieser Koloss ist nicht nur von außen augenfällig, er hat es auch in sich: bekannte Formate wie die Tagesschau wurden hier im seit den 90ern Medienbunker genannten Gebäude entwickelt. Er beherbergt Werbe- und Promotionagenturen, Studios der Medienhochschule, ein Theater, soziale Projekte und vor allem Clubs mit internationalem Ruf (Uebel & Gefährlich, Terrace Hill, resonanzraum)

Den Rest des Spiels (in der Schlussminute fängt Pauli sich durch Foulelfmeter das Gegentor) verfolge ich auf den Fernsehbildschirmen diverser Kneipen im Viertel, die allesamt von glückseligen Fans umlagert sind.
Mich zieht es weiter zur Elbe. Mein Plan ist, in einiger Entfernung zu den Landungsbrücken einen gemütlichen Platz zu finden, von dem aus ich den traditionellen Auslauf der Schiffe, mit dem die Hafen-Geburtstagsfeier beendet wird, beobachten kann.

Dieser Plan erweist sich als vollkommen naiv. Die 1,5 Millionen Besucher, die der Veranstalter des Geburtstagsfestes in diesem Jahr zählt, lassen mir kein bequemes, schattiges Plätzchen mit tollem Blick auf die Elbe, so dass ich mich lieber auf den Heimweg mache. An der S3 Station Reeperbahn treffe ich einen der zahlreichen, glückseligen Millerntorstadionrasendieben.

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