Palani

Was bin ich froh, dass ich wieder runter bin vom Berg, denn erstens waren die beiden Nächte gruselig kalt (10°) und zweitens entsprach der Ort Kodaikanal überhaupt nicht dem, was ich mir erhofft hatte: von Ruhe und Abgeschiedenheit bei guter Luft war auf YouTube und anderen einschlägigen Portalen die Rede – die Luft mag zwar besser sein als unten in den Ebenen, aber in Puncto Hektik, Krach und Dreck kann der Ort es mit allen anderen aufnehmen. Hier noch einmal ein Blick auf die Ausläufer von Kodaikanal vom Bus aus aufgenommen.


Um einen Sitzplatz im Bus zugewiesen zu bekommen muss ich mit den anderen Reisenden 45 Minuten lang an einem unbesetzten! Schalter anstehen. Das Schlangestehen hat der Inder sich nicht beim Briten abgeschaut – je später die Leute kommen, desto breiter gefächert wird der Wartebereich unmittelbar vor dem Counter 1. Dann kommt der Chef 10 Minuten vor Abfahrt des Busses – mit einem Stock in der Hand und sehr viel Energie und Bestimmtheit in seiner Stimme brüllt und gestikuliert er so lange rum, bis die Wartenden sich in einer Einzelreihe hintereinander formiert haben. Dann erst begibt er sich hinter seinen Schalter und vergibt die Platzkarten.

Es sind zwar nur rd. 60 km bis Palani, aber die gut 2000 hm wollen erstmal in unzähligen Serpentinen auf der engen Straße abgearbeitet werden. Das Horn – wie im Bremer Weserstadion – ist im Dauereinsatz. Trotzdem kommt es ständig zu kniffligen Situationen und es ist offensichtlich (das sage ich, ohne überheblich sein zu wollen), dass viele Autofahrer ihr Fahrzeug nicht beherrschen – zweimal gibt es einen Blechschaden an Bus und PKW, weil beide PKW-Fahrer nicht in der Lage sind, beim Zurücksetzen ihr Lenkrad richtig einzuschlagen – und ihre Fahrweise nicht an steile, enge, kurvenreiche Gebirgsstraßen anpassen können.
Mein junger Sitznachbar verschläft fast die gesamte Tour – phasenweise eng an mich gekuschelt.
Die obligatorische Pinkel- und Fresspause gibt es natürlich heute auch.

Palani ist mit seinem Murugan Tempel oben auf einem Hügel ebenfalls ein sehr bedeutender Wallfahrtsort für Hindi. Rund um den Hügel geht es zu wie auf einem Jahrmarkt. Es fahren offene Elektrobusse zwischen den einzelnen Zugängen, von denen einer eine Art Seilbahn ist.

Ich spare mir den Aufstieg, weil ich wieder sowohl Handy als auch Kamera unten hätte abgeben müssen und ich auch nicht die geringste Lust auf Schlangestehen habe. Unten komme ich auch auf meine Kosten:

Von diesem beschaulichen Ort mitten aus Palani ist oben – rechts neben dem Baum – der berühmte Tempel auf dem Hügel auszumachen

Der Flanierbereich rund um den Hügel ist gut gesichert gegen die Zufahrt von nicht genehmigten Fahrzeugen – Kochbananen werden geschält, in Scheiben geschnitten und dann frittiert, Tattoostudios gibt es massenhaft, außerdem einen Parkplatz für Sonderbusse

Morgen geht es gleich weiter nach Palakkad, meiner ersten Station in Kerala


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