Meine Zugfahrt nach Madurai ist am Ende ganz schön nervig!
Das aggressive Geschrei einige Abteile weiter stört mich schon ’ne ganze Weile beim Lesen. Es ist eine Auseinandersetzung zwischen den drei jungen Männern, die bis vor Kurzem in meinem Abteil sich auf eine Prüfung vorbereiten und zwei anderen angetrunkenen Männern.
Diese beiden Suffköppe sitzen plötzlich in meinem – ansonsten leeren – Abteil, der Volltrunkene mir gegenüber, sein weniger betrunkener, jüngerer Kumpel neben mir. Handy und Ebookreader packe ich weg und lasse mich notgedrungen auf das total wirre aber aggressiv klingende Gequatsche des Älteren (37) ein. Ich versuche Ruhe zu bewahren, souverän, aber keinesfalls abweisend oder gar überheblich zu wirken. Sie seien beide bettelarm, wollten aber nichts von mir – im Gegenteil, sie würden mich in ihr Dorf einladen, ich sei ihr Gast. Dies die Botschaft, die ich heraushöre, während der Besoffene mir immer wieder dicht auf die Pelle rückt, mich im Gesicht, an den Knien und auch an den Füßen antatscht und immer dann laut auf mich einbrüllt, wenn ich ihm zu verstehen gebe, dass ich ihn kaum verstehe. Zum Glück gelingt es mir, den jüngeren auf meine Seite zu ziehen. Ich mache ihm Komplimente für sein gutes (rudimentäres) Englisch. Er redet auch auf mich ein aber sehr ruhig, fordert immer wieder high five ein und beruhigt im Gegenzug seinen aggressiven Freund.
Wir halten in einem Bahnhof und plötzlich kommen die drei jungen Männer wieder in das Abteil – in ihrem Gefolge eine junge, zierliche, uniformierte Polizistin mit einem langen Stock in der Hand. Sie macht den beiden Trunkenbolden eine klare Ansage, die keinen Widerspruch duldet und die ganze Gruppe steht nun auf dem Bahnsteig. Zwei weitere, männliche Polizisten kommen hinzu und ich sehe, wie die drei jungen Männer Aussagen machen, die bei den beiden anderen auf Widerspruch treffen.
Erleichtert hole ich mein Handy aus der Hosentasche und Google Maps sagt mir, dass ich ebenfalls schleunigst aussteigen sollte – wir sind in Madurai Junction angekommen.
Meine mit Bedacht gewählte AirBnB Unterkunft ist eine Katastrophe. Klein (war so beschrieben), ohne Tageslicht, nicht schmutzig aber abgeranzt, der versprochene Balkon fehlt – gut dagegen ist das Bett, das heiße Wasser, ein bequemer Sessel, das starke Wlan, die Aircon und die Lage in einer Sackgasse (was den Verkehrslärm in Grenzen hält).
Am Morgen laufe ich als erstes zu der Wäscherei, die mein Vermieter mir empfohlen hat, um meine Wäsche waschen zu lassen – die ist allerdings geschlossen, als ich dort aufschlage. Die nächste, zu der Maps mich leitet ist im zweiten Stock eines verwinkelten Gebäudes. Nach abenteuerlichem Aufstieg über schmale, verwinkelte Treppen finde ich den Raum mit vier Waschmaschinen – die auf dem Boden sitzende Arbeitskraft erstarrt bei meinem Anblick, zeigt abwechselnd auf meine Wäschetüte und auf eine Waschmaschine, traut sich aber nicht den offensichtlichen Auftrag anzunehmen, sondern ruft ihre Chefin an, die nach einem kurzen, ergebnisoffenen Telefongespräch mit mir verspricht, in zehn Minuten da zu sein.
Der Rest ist easy. In unmittelbarer Nachbarschaft bekomme ich für umgerechnet 65 Cent ein super Frühstück.
Anschließend fahre ich mit der Auto Rikshaw in die Stadt und beobachte das lebendige Treiben rund um den Meenakshi Tempel.