Kodaikanal – Coaker’s Walk

Mein Beschluss heute früh, den heutigen Tag hier zu verbringen, hat sich als gut erwiesen, denn die Sonne, die den ganzen Tag am blauen Himmel steht, bringt in luftiger Höhe die Tagestemperaturen auf ca. 23° – perfekt für meinen Spaziergang runter in die Stadt, dann zum Coaker’s Walk und am See entlang zum Busbahnhof.

Nicht zum ersten Male auf meiner Südindienreise beobachte ich, dass Frauen oft körperliche Schwerstarbeit verrichten. Frauen arbeiten beim Straßenbau, sie verrichten die Drecksarbeit bei der Müllabfuhr (während der Herr der Schöpfung natürlich die verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt, das Müllauto zu steuern) und beim Hausbau schleppen sie schwerste Baumaterialien während die Männer am Straßenrand dabei stehen, wichtige Gespräche führen und telefonieren. Es war mir zu peinlich zu fotografieren, aber die Frauen schleppen tatsächlich Eimer voller Sand auf dem Kopf balancierend über die Leiter kletternd hinunter zur Baustelle.

Zum ersten Male in drei Wochen gibt es eine Menge Blumenblüten zu genießen. Die meisten von ihnen wachsen auch in unseren Breitengraden, aber ich bin begeistert.

Kodaikanal ist aufgrund seiner Höhenlage ein beliebtes (Kurz-)Urlaubsziel für Einheimische, die der Sommerhitze für ein paar Tage entfliehen. Es gibt Unterkünfte und Restaurants en masse, an den Berghängen wird weiterhin gebaut, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Ort verkehrstechnisch kollabiert, denn die Straßen sind eng und es mangelt vor allem an Parkmöglichkeiten für die Fahrzeuge. Schon jetzt staut sich der Verkehr an allen Ecken und Enden.
Der Weg, der den riesigen, künstlich angelegten See im Zentrum des Ortes umrundet, ist – zum Glück – weitgehend autofrei. Am Abend nutzen sicherlich Menschenmassen diesen breiten Weg mit seinen Andenken-, Snack- und Unterhaltungsbuden, für Spaziergänge und zum Fahradfahren (es gibt zahlreichen Fahradverleihstationen). Das übliche Angebot an Tret-, Ruder- und Paddelbooten fehlt natürlich nicht.

Ich genieße auf einer südwestlichen Höhe der Stadt meinen Spaziergang entlang dem Coaker’s Walk. Auf einem rd. einen Kilometer langen Fußweg hat man am frühen Morgen eine phantastische Fernsicht bis weit in die Ebene. Wer – wie ich – später kommt, erlebt das majestätische Spiel der Wolken, die aus den Niederungen aufsteigen oder Täler überlagern, die Sicht auf Berge verhindern und im nächsten Augenblick wieder frei geben.

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